Die meisten Vegetarier weltweit leben in Indien: Fast nirgendwo auf der Welt wird so wenig Fleisch gegessen. Sebst Indiens Premierminister isst kein Fleisch, und das gilt auch für Millionen andere Menschen auf dem Subkontinent mit seinen 1,25 Milliarden Menschen. Etwa 40 Prozent der Inder beschreiben sich laut mehreren Umfragen als Vegetarier.
Auch wenn diese Zahl langsam zurückgeht: Fleischesser werden noch immer „Nicht-Vegetarier“ genannt. Laut UN-Angaben essen Inder im Schnitt nur rund fünf Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr, so wenig wie sonst fast nirgendwo auf der Welt. Selbst im Supermarkt müssen alle Produkte mit Fleischzutaten einen braunen Punkt auf der Verpackung tragen, während vegetarische Produkte einen grünen Punkt bekommen.
Und die Inder kennen noch viel mehr Unterschiede: „Es gibt Eggitarians, die keine Eier essen, und Menschen, die Milchprodukte ablehnen. Andere essen nur Hühnchen, oder nur Fisch, und manche verzichten auf Zwiebeln und Knoblauch, weil das die innere Ruhe, das Gleichgewicht der Gefühle stört. Viele Nahrungstabus lassen sich auf den Glauben zurückführen, denn die Hindus, die etwa 80 Prozent der Bevölkerung Indiens ausmachen, glauben an Wiedergeburt. Und um Fleisch zu bekommen, muss man ein anderes Lebewesen töten und das gibt schlechtes „Kharma“.
Nach der Vorstellung von Samsara hat jeder Mensch und jedes Tier schon unzählige Male vor dem jetzigen Leben gelebt – und alle werden nach dem Tod des Körpers noch viele Male wiedergeboren werden. Auf welcher Stufe, ob in ein schönes oder elendes Leben hinein, mit guten oder schlechten körperlichen und geistigen Voraussetzungen, hängt vom „Karma“ des Lebewesens ab, den Resultaten aus allen vorherigen Leben. Ein gutes oder schlechtes Karma wiederum ergibt sich daraus, wie das Wesen seinen „Dharma“, die überlieferten spirituellen und sozialen Gesetze, erfüllt hat.
Auch der wohl bekannteste Inder, Unabhängigkeitskämpfer Mahatma Gandhi, war Vegetarier. Er meinte: „Wir sollten aufhören, unsere Mitgeschöpfe für unsere körperlichen Bedürfnisse zu töten“.